Herr Brandhoff und Kraft der Stille.
Die Treffen mit internationalen Freunden auf dem Fest des internationalen Tages in Lehrzentrum UTOG in Kiew waren so interessant und lehrreich, dass man in
Erinnerungen immer wieder auf diese warme Septembertage zurückkehrt.
Besonders ist das Treffen mit künstlerischem Kollektiv "Kraft der Stille" aus Deutschland in Erinnerung geblieben. In ihrer Crew sind russischsprachige Schauspieler, unsere damaligen Landesleute,
was unsere Kommunikation leichter machte. Sie halfen uns auch den Kontakt zu einem Vorstandsmitglied des deutschen gehörlosen Bundes Edgar Brandhof herzustellen, der mit ihnen nach Kiew angereist
war.
Herr Brandhoff, der vor Kurzem in DGB-Vorstand gewählt wurde, ist verantwortlich für den finanziellen Bereich aller 16 Bundesländer. Übrigens, der DGB zählt 5000 gehörlose Mitglieder (Nur
gehörlose Mitglieder zahlen die Beiträge). So konsequent besteht die Zahlungssache mit eigenen Mitgliedern: zahlst du- gehst du zu uns, wenn du nicht zahlst- dann bist du eben nicht einer von
uns.
Aus weiterem Gespräch wurde jedoch klar, dass die Interessen von Edgar Brandhoff weit über die finanziellen Probleme hinausgehen.
Er, der eine pädagogische Ausbildung hat, unterrichtet Gebärdensprache in Köln und kennt sich mit Problemen der Surdopädagogik gut aus. Unser Gast hat mit Verständnis unsere Frage zu
Bilingualismus in den Schulen für Gehörlose aufgenommen und gab zu, dass in Deutschland, die als Begründerin der oralen Methode ist, Gebärdensprache im Unterricht nur mit Schwierigkeiten voran
kommt. Aber es gibt positive Beispiele und sie sind erfolgreich, und es werden immer mehr Schulen in denen in der Muttersprache - der Gebärdensprache- unterrichtet wird.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellte sich raus, dass Herr Brandhof ein Kunstliebhaber ist und gern über das moderne Schauspiel philosophiert. (auch äußerlich erinnerte er an Pierre Richard).
Es ist deshalb kein Wunder, dass er den Wunsch hatte mit dem kreativen Kollektiv "Kraft der Stille" nach Kiew zu reisen.
Die Leiterin und Ideenträgerin ist Irina Egorova, die damals in Minsk gelebt und gearbeitet hat. Auf dem Fest in Kiew hat sie mit großer Freude ihre Landesleute aus Homel wieder gesehen, die auch
vor den Zuschauern aus Kiew aufgetreten sind. Es war schön die Freude auf den Gesichtern der Menschen zu sehen, die sich lange nicht gesehen haben.
Wir baten Irina Egorova über ihr Kollektiv, seine Geschichte und die momentane Situation etwas zu erzählen.
Wie ist euer selbstgegründetes Kollektiv entstanden? Wer tritt da auf?
Kollektiv "Kraft der Stille" ist im Jahr 2005 entstanden. Die Idee kam als ich mich mit meinen Landesleuten hier in Deutschland getroffen habe und die, so wie ich hier die Arbeitsgemeinschaften
in kulturellem, künstlerischen und anderen Interessenbereichen für Gehörlose vermisst haben. In Deutschland wurden wir nicht fündig und so beschlossen wir sowas selbst in die Hand zu
nehmen.
Heute besteht unser Kollektiv aus 15 Personen, ihr Alter - von 8 bis 40 Jahre. (Meistens sind es die Auswanderer aus damaliger UdSSR). Sie leben in unterschiedlichen Städten in NRW. Zu bestimmten
Zeiten treffen wir uns in einer unserer Städte, üben dort und machen Touren.
Wer außer Ihnen übt mit den Schauspielern? Woher haben Sie ihre
wunderbare Kostüme?
Die Vorbereitung wird von professionellen Spezialisten geführt: Regisseur Galina Rubenstein aus Taschkent, Choreograf Ljudmila Ilina aus Sankt Petersburg. Sie sind wie ich aus Wuppertal und
machen ihre Arbeit mit Enthusiasmus. Sie arbeiten ehrenamtlich mit den Schauspielern und tun es unter schwierigen Bedingungen, denn es fehlt an einem Stammraum sowie passender Technik. Kostüme
werden von Kunstliebhabern genäht, ihre Bezahlung wird mit Spenden finanziert.
Welche Richtung hat ihr Kollektiv?
Wir konzentrieren uns auf Gebärdensprache, Tanzen und Clownshow. In 4 Jahren hatten wie 4 unterschiedliche Programme, die die Bewohner von Frankfurt am Main, Duisburg, Essen, Köln und Wuppertal
gesehen haben. Im Jahr 2005 nahmen unsere Schauspieler auf internationalem Festival des Gebärdensprachsliedes "Susorje" teil, dort zeigten sie ihr erstes Programm.
Planen Sie jetzt irgendwas Neues?
Zurzeit arbeiten wir am Spektakel im komischen Genre: "unsere kommunale Familie". Wir planen unsere Teilnahme am 4. internationalem Festival des Gebärdensprachsliedes "Susorje" in Minsk. Außerdem
bereiten wir uns auf die Auftritte in verschiedenen deutschen Städten vor.
Welche Eindrücke haben Sie nach Ihrem Auftritt in Kiew?
Es sind seit unserem Aufenthalt in Kiew schon zwei Monate vergangen. Der Empfang war herzlich und hinterließ unvergessliche Eindrücke, die wir bis jetzt haben. Vielen Dank an euch alle! Wir
hoffen auf Fortsetzung unseres Kontaktes und wünschen dem ukrainischen gehörlosen Bund das Aufblühen und Liebe!
Die Autorin – N. Kalinchenko
Die Übersetzerin – O. Rogachevskaja